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Die totale Sparkassenpleite

Niedergang der Flensburger Sparkasse

Was ist das Thema?
Die Flensburger Sparkasse, gegründet 1819, überraschte am 20.02 2008 mit einer Pressekonferenz im Flensburger Rathaus: Der Oberbürgermeister verkündete, die Sparkasse würde mit der damaligen NOSPA, die aus dem Zusammenschluss der Sparkassen Nordfriesland und Schleswig-Flensburg entstanden war, „fusionieren“. Fusion erweckte zunächst den Eindruck gleichwertiger Partner, bedeutete aber die einzige Rettung für die in den Abgrund stürzende Flensburger Sparkasse.

Was war das Problem?
Sogenannte „Klumpenrisiken“, d. h. die Konzentration eines Großteils des Anlagevermögens auf nur wenige Risiken, u. a. durch den Börsengang der Aktie der Beate Uhse AG (>90% Wertverlust), hatten die Bilanz der Flensburger Sparkasse in Schieflage gebracht. Anfang 2008 waren die Risiken so schwerwiegend geworden, dass unter Beihilfe des Sparkassen- und Giroverbandes (SGV) die Fusion mit der benachbarten Kreissparkasse NOSPA gesucht werden musste, um die Anleger der Flensburger Sparkasse zu retten.

Was war geschehen?
Nachdem der auch mit Ratsmitgliedern besetzte Verwaltungsrat der Sparkasse den Niedergang nicht hatte abwenden können, betraute die am 25.05.2008 neu gewählte Ratsversammlung ab 17.07.2008 eine Arbeitsgruppe aus Ratsmitgliedern mit der Aufgabe, den Niedergang der Sparkasse zu ergründen. Deren Auswertung ergab:
Die Arbeitsgruppe stellte abschließend fest: Aus „unternehmerischen Fehlentscheidungen aus den Jahren 1996-1998" war bei der FleSpa ein erhebliches Defizit entstanden, und „bereits im Herbst 2007 stand außer Zweifel, dass die Flensburger Sparkasse nicht aus eigener Kraft fortbestehen konnte.(RV-6/2010). (...) Am Tag der Ratsversammlung, an dem der Abschlussbericht debattiert werden sollte, erschien ein Pressebericht zur Kreditvergabe...: „Im Jahr 2001 ... haben 0,25 Prozent der Kreditnehmer rund 46 Prozent des gesamten Kreditvolumens der Sparkasse – fast 450 Millionen Euro für eine Handvoll Leute. Die Namen der mit den Sparkassen-Millionen ausgestatteten Geschäftsleute seien im Verwaltungsrat nie gefallen. ... Zu diesen Krediten sei dort aber in all den Jahren nicht eine einzige kritische Frage gestellt worden.“, offenbarte ein Insider, der zudem die Sorgfalt des Kreditausschusses bemängelte: „Und im Kreditausschuss ... habe nie ein Mitglied Papiere in die Hand bekommen. Als Sicherheiten für die Millionenkredite wurden nicht selten Geschäftsideen oder Teile des Geschäfts selbst akzeptiert.“(„Für Kontrolle unqualifiziert“; Flensburger Tageblatt, 18.02.2010).“ 
2010 beschloss die Ratsversammlung einen Wertverzicht zur Flensburger Sparkasse und ein Jahr später wurden auch noch die Flensburger Anteile am heutigen Zweckverband der NOSPA von 17,12% auf 14,96% reduziert.

Was ist das Resultat?
Die Stadt Flensburg erhielt eine teure Lektion, welche Ansprüche an die gewählten und ehrenamtlich tätigen Ratsmitglieder gestellt worden waren, denen sie jedoch kaum gewachsen sein konnten.
Die Gremien hätten in ihrer Gesamtheit Entscheidungen getroffen, die im Ergebnis fatal waren. Einen Hauptgrund sieht ein Insider der früheren Sparkasse darin, dass der 16-köpfige Verwaltungsrat als oberstes Aufsichtsgremium für eine wirkliche Kontrolle der riskanten Kreditgeschäfte gar nicht qualifiziert gewesen sei. Der Veraltungsrat [sic!] war mit Ratsmitgliedern, externen von den Parteien benannten Leuten sowie Sparkassenmitarbeitern besetzt: "Es spielte nicht ein einziges Mal die Qualifikation eine Rolle", sagt der Sparkassen-Insider, der für die Flensburger viele Jahre lang in mehreren Gremien gesessen hat, selbstkritisch: "Das können Sie vergessen." Das zentrale Problem sei, dass man gar nicht sachkundig sein kann: "Es bleibt lediglich die Möglichkeit, nach dem gesunden Menschenverstand zu urteilen."“(„Für Kontrolle unqualifiziert“; Flensburger Tageblatt, 18.02.2010)
Der Niedergang der Flensburger Sparkasse war allerdings auch der Vorgeschmack auf die Finanzkrise, die global im Herbst 2008 sichtbar wurde. Die Krise war nicht nur Einzelnen, sondern dem System geschuldet. Die Flensburger sollten aufpassen, dass sie Menschen mit Berufserfahrung in ihre Vertretung: die 43-köpfige Flensburger Ratsversammlung wählen.

Was hat die Fraktion erarbeitet?
Ratsherr Marc Paysen hatte, damals noch in Verbund mit der WiF-Fraktion, 2012 einen längeren Bericht über den Niedergang der Flensburger Sparkasse verfasst mit dem Titel: „Die totale Sparkassenpleite. Ein Kommunaldebakel in mehreren Akten“, bestehend aus den fünf Kapiteln Vereinigung, Absegnung, Erklärungen, Abrechnung und Anpassung. Zuvor hatte das Flensburger Tageblatt am 25.09.2010 einen von Bernd Ahlert verfassten Abgesang mit dem Titel „Die verkaufte Stadt“ publiziert.

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