Zum Änderung des Flächennutzungsplanes „Bahnhofstraße an der Hauptpost“
(Vorlage RV-3/2020 zzgl. 1. Ergänzung – Ratsversammlung am 27.02.2020)
Bahnhofshotel-Fans planen erhöhte Verkehrsdichte im Bahnhofstal
Üblich wird ein übergeordneter Flächennutzungsplan aufgestellt und daraufhin untergeordnete Bebauungspläne aufgestellt; so geschehen z. B. in Tarup. Nahe der Hauptpost ist alles anders: Der offiziell „Hauptpost“ (richtig: Bahnhofshotel) getaufte Bebauungsplan Nr. 303 leitet aus sich den Flächennutzungsplan ab, indem er die Gründe des untergeordneten B-Plans wiederholt. Stadtplanung steht auf dem Kopf und so schrumpft der Flächennutzungsplan auf einen kleinen, detailbesetzten Parkhaus-Plan zusammen. An dem Parkhaus, das bereits das waldzerstörende Bahnhofshotel begründet, soll das gesamte Bahnhofsumfeld genesen, urbanisiert werden.
Das Parkhaus soll ca. 300 Pkw stapeln, die zusätzlich zu den 400 Pkw pro Tag „allein für die Hotelnutzung“ anfallen (vergisst der F-Plan, weiß aber der B-Plan). Auf der östlichen Parkseite sollen 900 Wohneinheiten entstehen (500 Pkw aufwärts) und alles soll zugleich auch wachsen: Mehr Hotel, mehr Autos, mehr ÖPNV, mehr Bahn, mehr Fahrräder, mehr Gewerbe, mehr Post. Schwer wiegt dazu die Zunahme von ca. 1.000 Pkw, die in das Bahnhofstal einrollen wird auf einer einzigen Verbindungsstraße, an der auch noch die Feuerwehr neu errichtet werden soll. Den Bahnhofshotelfans ist ihr Hotel am wichtigsten. Zur Frage, wie dies auf den Verkaufswert der 900 Wohneinheiten durchschlagen wird, hat der Kämmerer vorsichtshalber geschwiegen.
Das Bahnhofshotel ist ein politisches Projekt, das vor über 3 Jahren intern beschlossen wurde und dem jetzt alles Andere unter- und nachgeordnet wird. Deshalb stören Alternativen, die vernünftig wären: Die Etablierung eines Bahnhaltestelle in Weiche würde für Pkw-Bahnpendler alle Parkflächen bieten, ohne die Innenstadt zu belasten. Ein zusätzlicher Halt könnte weitere Kunden überzeugen oder als Notausstieg dienen, wenn der Hauptbahnhof mal wieder durch irgendwelche unübersichtlichen Gefahrensituationen blockiert ist bzw. gesperrt werden muss.
Und der Eurocity, dem die Ratsversammlung im August eine inhaltsleer dringliche Debatte widmete, könnte dort halten, um Reisende ein- und aussteigen zu lassen. Im März 2019 hatte das auch die SPD erkannt, will aber nicht mehr zitiert werden, dass „ein intakter Bahnhof am Ochsenweg“ „eine Chance für den Stadtteil und die ganze Stadt“ wäre, „die ergriffen werden muss“(SPD, lt. shz 22.03.2019). Weil aber das Bahnhofshotel – hochprofitabel? – und natürlich auch das Parkhaus eisern angestrebt werden, bleibt kein Raum für Alternativen. Die Flächen in Weiche liegen brach für (Bahn-)Verkehr. Also rauscht der Eurocity an „Flensburg liebt Dich“ desinteressiert vorbei. – Dies ist das Resultat einer Vorstellung, die die „Attraktivierung des [Haupt-]Bahnhofs“ mit der ranghöheren „Attraktivierung des Bahnverkehrs“ verwechselt, so dass der Verkehr von Weiche abgekoppelt ist, während er im Bahnhofstal konzentriert wird.
Wie man mit Ratsmehrheiten teure Pyrrhus-Siege einfährt, hat die „Große Koalition“ gezeigt – nur werden diese wegen der ungelösten Widersprüche, der Anzahl der kritischen Expertisen und dem nicht geringer werdenden Unmut in der Bevölkerung keinen festen Grund bieten: Leider auch nicht für den Hang am Bahnhofswald, denn der wird wahrscheinlich ins Rutschen kommen, so wie dies an den Hängen der Flensburger Förde immer wieder zu verzeichnen ist.